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Ein Wunder, kein Wunder

Kürzlich hatte ich mit einer Bekannten ein Gespräch über die Bedeutung und Wirksamkeit der Pferde in Coaching Prozessen.
Sie selbst steht der Methode des pferdegestützten Coachens schon mehr als kritisch gegenüber. Sie ist ein sehr pragmatischer Mensch, regelt und organisiert ohne große Worte und pflegt ihre sozialen Beziehungen sorgfältig, fast nach Plan.
Wir, ihr Umfeld nehmen sie als zuverlässigen Fels in der Brandung, als tollen Kumpel und immer fröhlichen Mensch war.
Ihre (wir nennen sie nun mal Barbara) Bedenken oder schon eher Kritik, an der Arbeit mit den Pferden geht in die Richtung, dass es Wahrsagerei, Orakeln oder dergleichen wäre.
Man muss hinzufügen, dass sie keinerlei Erfahrung mit Pferden hat und sie auch nicht sonderlich mag.

Nun habe ich ein paar Tage keine Termine auf meiner Anlage und in meinem Freundes-und Bekanntenkreis verlauten lassen, dass ich mich über Besuche freue, welche mich von allgemeinen Aufräumarbeiten im Stall ablenken.
Diese Einladung hat Barbara sofort angenommen. Ich dachte, da kommt als mal jemand zum Kaffee und es wird für mich unterhaltsamer dadurch. Wurde es:

„Liebe Jutta“ ich hörte schon die Herausforderung am Tonfall 😉 „jetzt zeig mir doch mal die Wunderkräfte deiner Pferde“
Natürlich habe ich noch nie so etwas in dieser Art kommuniziert. Barbaras Widerstände gegen die Arbeit mit Pferden, sind da sehr mit eingeflossen.
Also kochte ich Kaffee, erklärte Barbara, dass ich es gerade so genieße nur auf meinem Hof um- und aufzuräumen und auf Wunder heute gerne verzichten möchte.
Wir hatten uns länger nicht gesehen und viel zu plaudern. Kinder, ihre Arbeit, Pläne und lustige Ereignisse. Richtig schön war das.

Da meine Pferde noch nicht den ganzen Tag auf der Weide verbringen können, musste ich irgendwann unterbrechen, um sie wieder rein in den Stall zu holen.
Die Weide liegt ca. 200 Meter außerhalb der Anlage. Barbara bot sich an mir zu helfen.
Wir schnappten uns Halfter und Stricke. Unterwegs erklärte ich ihr, dass sie auf ihre Füße aufpassen soll und beim Führen keine Schlaufe mit dem Seil um die Hand drehen darf. Das sollte reichen.
Auf der Weide holte ich ihr Cleo, die mit Abstand und jeder Hinsicht das anständigste Pferd der Herde ist.
Während ich mir zwei der anderen Pferde holte, stand Barbara bei Cleo und streichelte diese am Hals.
Ich lief mit den zwei Pferden voraus und bat Barbara mir mit Cleo zu folgen.
Cleo rührte sich kein Stück und machte auf den Hals seeeehr lang, als Barbara das Seil auf Zug hielt.
„Was ist denn los?“ fragt sie. „Hat sie ein Problem mit mir?“ Natürlich hatte Cleo kein Problem mit ihr, sondern damit, diese wunderschöne Weide und das fette Gras hinter sich zu lassen.
Das sagte ich ihr und forderte sie auf, Cleos Sturheit nicht nachzugeben. Das würde schon klappen.
Barbaras Motivation war noch hoch und so gaben Cleo und sie ein nettes Standbild ab.
„Die merkt meine Unsicherheit, oder?“ „Nein, Cleo ist verfressen und hat viel Zeit heute“ entgegnete ich.  Ich bot Barbara an, ihr Cleo abzunehmen, falls es ihr zu doof wird.
Aber ihr Ehrgeiz war wohl geweckt. Cleo stand ja immer noch.

Während Cleo wie ein Denkmal stand, wirkte Barbara langsam verzweifelt, wütend, kämpferisch vielleicht.
Natürlich fragte ich nicht nach. Ich bin ja im Urlaub quasi 😉
„Boah“ das ist ja wie mit Michael (auch den Namen habe ich vorsichtshalber geändert 😉  ) wenn er mit ins Theater soll. Oha, jetzt beginnt Barbara sich selber zu coachen, dacht ich scherzhaft.
Ich lachte, worauf sie fast ärgerlich wurde und mir erklärte, dass das mit ihrem Mann gerade gar nicht lustig sei. Es gäbe kaum noch gemeinsame Interessen und er wäre sowas von unflexibel. Das kotzt sie zurzeit so an.
Wir saßen vorher eine Stunde zusammen und alles war in „Schubidu“ Nun steht sie mit Cleo seit gefühlten drei Minuten auf einer Stelle und erzählt mir sowas.
Was hat nun meine dicke, verfressene Cleo damit zu tun? Nichts und ich bin überzeugt, dass in diesem Moment ihr Wunsch nach Weidegras die Situation beherrschte.
Um Barbara nicht zu überfordern und auch meinen Urlaub nicht abzubrechen, übernahm ich dann Cleo und führte ausnahmsweise drei Pferde.
Das funktionierte und versetzte Barbara in großes Erstaunen. „Die spürt deine Stärke, gell?“
Als die Pferde im Stall standen und mich wirklich wieder Barbara zuwenden konnte, musste ich sie doch auf ihre Äußerungen und Handlungen hinweisen.
Alleine sie hat in dem Erlebnis mit Cleo nach dem „Warum“ gefragt, Vergleich gezogen, Gefühle entwickelt und diese dann ihrer Ehe zugeschrieben. Sie hat etwas ausgesprochen, was sie in ihrem sozialen Umfeld normalerweise nicht kommunizieren würde.
„Ups, stimmt, das ist der Hammer“ Barbara war belustigt und aber auch überrascht.
Als sie vorher auf den Hof kam und auf Wunder anspielte, habe ich mich ja ein ganz kleines bisschen geärgert.
Ich fragte sie nun, ob sie sich vielleicht etwas über sich wundert und sie bejahte dies mit einem Lachen.
Was ich getan hätte, wenn wir in einem Coaching gewesen wären, wollte Barbara wissen.
Was hätte ich getan? Wie hätte ich gehandelt? Wie hätte es weitergehen können?

Ich kenne meine Antworten, Barbara auch.

Was glaubt ihr? Ich würde mich über sehr freuen, wenn ihr die Kommentarfunktion nutzen würdet und mir eure Gedanken und Ideen dazu schreibt.
 

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