Es ist wirklich nicht einfach, von meiner Arbeit eine gute Beschreibung abzugeben.
Da jeder Coaching Prozess ganz individuell vom Coachee (so nennen wir unsere Klienten) abhängig ist, fehlen mir oft wirklich gute Beschreibungen und Erklärungen, die über das übliche Wikipedia Wissen hinausgeht.
Aus diesem Grund freue ich mich immer sehr, wenn sich interessierte Menschen gleich mit Fragestellungen an mich wenden.
Manchen ist es völlig unwichtig wieso ich mit Pferden als Co-Trainern arbeite. Andere wiederum legen sehr viel Wert darauf zu erfahren, mit welchen Methoden und Tools ich arbeite.
Oft ist das Erstgespräch ein neugieriges miteinander plaudern, wobei beide Seiten bereits viel über das Gegenüber erfahren können.
Natürlich wird immer über die allgemeinen Rahmenbedingungen wie Ablauf, Leistungen, Versicherungsschutz, Preis und Finanzierungsmöglichkeiten gesprochen.
Warum schreibe ich das heute eigentlich?
Inspiriert haben mich einige Anzeigen von Reitbetrieben, die ihre Reitstunden seit neustem auch Coaching oder Einzelcoaching nennen. Das trifft es an sich ja ganz gut, da es nun mal nur eine Übersetzung aus dem Englischen ist und nicht mehr als Training bedeutet.
Allerdings wird von den meisten Menschen ein begleitender Entwicklungs- oder Lösungsprozess erwartet.
Nun geht es mir so, wie vielen anderen Kolleginnen und Kollegen welche pferdegestütztes Coaching anbieten. Unsere Angebote werden sehr gut angenommen, zum Teil noch von Jugendamt oder Arbeitgebern finanziert und sind häufig ausgebucht.
Da ist es erstmal naheliegend, dass man als Reitbetrieb auch diese Zielgruppe gerne anspricht.
Und so komme ich zu einem Beispiel eines Mädchens, welches in einer Reitschule zum Gruppencoaching angemeldet wurde.
Die Eltern hatte den Wunsch, ihre etwas ängstliche und unsichere Tochter so in ihrer Entwicklung unterstützen zu lassen. Die den Tieren sehr zugewandte Tochter und auch die Schulsozialarbeiterin fanden, dass es eine gute Intervention sein kann.
Das Gruppencoaching sah dann folgendermaßen aus. Die Kinder kamen auf dem Hof an, durften auf einer Tafel nachschauen, welches Pony ihnen zugeteilt wurde. Hier hatte das Mädchen als Legasthenikerin bereits Schwierigkeiten, die sie aber in der noch unvertrauten Umgebung nicht offenbaren wollte.
Die Eltern wurden ausdrücklich gebeten, ihre Tochter von Anfang an nicht zu begleiten, da es sie verunsichern würde???
Ohne irgendwelche Erfahrung mit Pferden, durfte sie unter Anleitung eines etwas älteren Mädchens das Pony fertig zum Reiten fertigmachen.
Das Mädchen wurde auf das Pony gesetzt, ihr wurden die Griffe des Gurtes, der auf dem Pony lag als Hilfe zum Festhalten gezeigt und los ging es im Kreis. Erst Schritt, dann Trab. Das kleine Mädchen bat darum nicht so schnell reiten zu müssen. Dies wurde ignoriert. Leider klammerte die Kleine sich so mit den Beinen fest, dass das Pony schneller wurde und das Kind hinunterflog.
Mit „motivierenden“ Sprüchen, wie „gleich wieder hoch, das ist am besten“ konnte die „Coach“ nichts mehr erreichen und verbannte das Mädchen auf eine Bank am Reitplatz.
Dort saß sie weinend, bis sie wieder abgeholt wurde. Ein Mädchen, welches in der Gruppe mit geritten ist, hat den Eltern den Vorfall so geschildert. Ihre Tochter selber hat nur geschluchzt und nichts erzählen wollen.
Eine Heilpädagogin, die das Mädchen kurz darauf kennen lernen durfte, hat sie dann an mich überwiesen.
Zum Glück, gab es eine zweite Chance für die Familie und mich. Die haben wir genutzt.
Es ist unglaublich schön zu erleben, wie sehr die Sicherheit und das Vertrauen des Mädchens von Setting zu Setting wieder wächst.
Auch ihre Lese-Rechtschreibschwäche binden wir ganz locker in die Interventionen ein.
Die regelmäßigen Elterngespräche sind ein hervorragendes Feedback, sowohl für die Eltern als auch mich.
Wir sind auf einem guten Weg!
So, das war jetzt wirklich ein sehr negatives Beispiel.
Aber wenn man etwas für sich selbst oder für sein Kind tun möchte, dann sollte man vorher gut prüfen, ob das Angebot auch dem entspricht, was man sich darunter vorstellt und ob es halten kann, was es verspricht.
Hilfreich finde ich auch immer, wenn ich auf Klienten verweisen darf, die aus ihrer Sicht über meine Arbeit berichten.
Aus diesem Grund rate ich dazu, wirklich intensiv und kritisch nachzufragen.
Was sollte in einem pferdegestützen Coaching selbstverständlich sein?
- eine entsprechende Ausbildung mit psychologischem oder pädagogischem Hintergrund
- ein gründliches und intensives Vorgespräch
- ein wertschätzender Umgang mit Mensch und Tier
- ein geschützter Rahmen
- die Möglichkeit Berichte über Verlauf und Ergebnisse des Coachings zu bekommen
- eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Beteiligten
Wenn diese Punkte zutreffend sind, wird man feststellen, dass sich der Preis für ein Coaching empfindlich von einer Reitstunde, die als Coaching verkauft wird, nach oben abweicht.
Dies hat natürlich seine Berechtigung, weil eben mehr dahintersteckt, als ein paar motivierende und lobende Sätze in eine Stunde einzubringen.
Also, auch im pferdegestützten Coaching ist nicht alles Coaching, was sich so nennt.
Für Fragen zu diesem Thema stehe ich immer sehr gerne zur Verfügung oder verweise auch auf Kolleginnen und Kollegen von mir, die ihre Arbeit mit derselben Seriosität, Achtsamkeit und Freude machen wie ich.
www.juttaeinhaus.de