Beissen und Schlagen sind Verhaltensweisen, die ein Pferd als Co-Trainer im Pferdegestützten Coaching nicht zeigen darf.
Was in der Herde noch zur Klärung der Rangordnung zum Beispiel nötig ist, ist in der Arbeit mit Menschen ein Ausschlusskriterium.
Die Frage, ob es wichtig ist, dass ich die Pferde kenne, mit denen ich arbeite, kann ich ganz klar verneinen. Sie sollen dem Menschen freundlich zugewandt, das ist alles.
Egal ob mit meinen eigenen oder völlig fremden Pferden, es geht letztendlich um den Mensch mit dem wir arbeiten. Unsere Klienten stehen im Focus und das spüren diese sensiblen Tiere sehr deutlich. Es herrscht eine „andere Stimmung“.
Meine Pferde kenne ich und sie mich ebenfalls sehr, sehr gut. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen, erlebe ich oft Momente in Coachings mit ihnen, welche außerhalb dieses Rahmens nicht denkbar sind.
Meine Vollblutstute City Eagle, welche sehr introvertiert ist und immer etwas unter Spannung steht, hat mich kürzlich zu sehr berührt.
In einem Einzelcoaching mit einer jungen Frau, welche ebenfalls sehr angespannt war und sich in sich zurückgezogen hatte, kam es dazu, dass wir mit City Eagle arbeiteten.
Wir hatten während der Beobachtungsphase und Kontaktaufnahme noch ein weiteres Pferd auf dem Platz.
Im Gegensatz zu sonst, ist City Eagle sofort auf die Klientin zugegangen und hat sich neben sie gestellt. Als die Klientin sich ein Pferd für die folgenden Übungen aussuchen durfte, fiel ihre Wahl auf City Eagle.
Ab hier muss ich sehr zusammen fassen. Durch gezieltes Nachfragen meinerseits zum Thema der jungen Frau, wurde die Stimmung sehr fühlbar angespannter und anstrengend für uns alle.
Die Klientin kämpfte verbissen um ein „Vorwärtskommen“ , City Eagle war wie erstarrt. Solche Momente sind für mich als Coach so wertvoll und die Klienten gewinnbringend. Denn hieraus eine Lösung zu erarbeiten und diese dann erfolgreich umzusetzen, ist eine eindrucksvolle Erkenntniss welche sich hervorragend in den Alltag transferieren lässt.
„Wie geht es dir? “ fragte ich die Klientin, als die Spannung sehr hoch war. „Ich bin richtig wütend und platze gleich“ war ihre Antwort.
In diesem Moment erwachte City Eagle aus ihrer Starre und schnaubte mehrmals sehr laut und kräftig ( es war eher ein Trompeten).
Die Klientin erschrak im ersten Moment. Doch ihr wurde schnell bewusst, dass die Stute ihre Stimmung gespiegelt hat. Dieses „Platzen“ hat sich als wohltuend und entspannend für beide erwiesen. Plötzlich war Ruhe da und sie konnten ihre Übung nochmal neu und anderst angehen.
Fühlbar wurde für die Klientin ihre bisher sehr unterdrückte Wut. Anstatt sie in sich hineinzufressen, hatte es eine große Erleichterung gebracht, sich diese einzugestehen und es äußern. Dies ist eine sehr gute Grundlage um in weiteren Coachings wichtige Schritte zu machen.
Die Reaktionen von meinem Pferd waren so stark und wichen von ihrem sonstigen Verhalten dermaßen ab. Dies bestätigt die Erkenntnis, dass man mit jedem Pferd arbeiten kann. Sie reagieren alle instinktiv auf ihr Umfeld. Großartig!